Der Altarraum

Wo der Altar stehen, erleben Menschen die Anwesenheit Gottes

Altarraum | ganzer Raum - grüne Paramente

Für Luther war eine Kirche kein heiliger, geweihter Ort, sondern in erster Linie ein Versammlungshaus, quasi ein Zweckbau, dem allerdings besondere Würde zukam. Ein separater Chor für den Priester erübrigte sich, denn der Pfarrer agierte nun als „primus inter pares“, als Mitglied der Gemeinde.

Die Kanzel avancierte zum Herzstück des protestantischen Kirchenraums. Von hier verkündete der Pfarrer Gottes Wort auf Deutsch. Den zweiten wichtigen Pol im Kirchenraum bildete der Altar, der ebenfalls seine Bedeutung wandelte. Er galt den Protestanten nicht mehr als zentraler Ort der Liturgie, sondern als Ort für die gemeinsame Abendmahlsfeier der Gemeinde. Typisch für protestantische Kirchenbauten ist auch der sogenannte Kanzelaltar, der beide Elemente zu einer einzigen baulichen Einheit verschmilzt.

Der Altar ist der Mittelpunkt einer Kirche. Er steht im vorderen Teil der Kirche, so dass sich alle Blicke auf ihn richten.

Es befinden sich Bilder auf dem Altar, die wichtige Szenen aus der Bibel darstellen. Eine Darstellung des Kreuzes Christi befindet sich dabei im Mittelpunkt, auf dem Altar. Außerdem liegt in evangelischen Kirchen immer eine aufgeschlagene Bibel auf dem Altar. Dazu kommen Kerzen, Blumenschmuck und Paramente in den liturgischen Farben. Paramente sind verzierte Stoffdecken, mit denen Altar und Kanzel geschmückt werden.

Tympanon |  „Christus als Weltenrichter“

Der Altarraum der Petri-Pauli-Kirche

In der sakralen Architektur bezeichnet der Chor, auch Chorraum oder Altarraum genannt, jenen Platz in Kirchen, der den Hauptaltar umgibt.

Im Altarraum hatte die letzte Renovierung von 1964 ihre deutlichsten Spuren hinterlassen. Umgestaltungen von Kirchenräumen spiegeln nicht nur den jeweiligen Zeitgeschmack. Voraus gehen intensive Überlegungen und Auseinandersetzungen. Erfreulicherweise konnte bei der letzten Sanierung 1995 /1996 weitestgehend der Zustand, der von dem Architekt Paul Brandes 1939 geschaffen wurde, wieder rekonstruiert werden.

Die Tonnendecke der Kirche musste anhand von Fotos vollständig rekonstruiert werden. Um die Höhe zu reduzieren, nahm man eine aufwendige Gliederung vor und so wurde der Blick zielgerichtet auf das Wandgemälde „Christus als Weltenrichter“ gelenkt.

Bei dem Umbau 1939 wurde dem Zeitgeschmack entsprechend, die glatte Abschlusswand hinter dem Altar durch eine gerundete Apsis und eine niedrigere Position der Kanzel neu gegliedert. Der Altar wurde vollständig umgebaut, und von dem Bildhauermeister Thelen aus Hannover neu gestaltet. 

Im Tympanon oberhalb des Altares wurde das Wandgemälde „Christus als Weltenrichter“ höchstwahrscheinlich von dem hannoverschen Kunstmaler Carl Plinke geschaffen.

Dürer Bild

In der Apsis rechts und links der Kanzel befindet sich eine Kopie, des 1526 von Albrecht Dürer (1471-1528)  geschaffenen das Zweitafelbild der „Vier Apostel". Die Apostel werden hier mit den ihnen typischen Symbolen dargestellt.

  • Der hl. Apostel und Evangelist Johannes in traditioneller Jugendlichkeit mit einem aufgeschlagenen Buch.
  • Der Apostel Petrus mit dem traditionellen Symbol dem Schlüssel.
  • Der Evangelist Markus mit einer Schriftrolle.
  • Der Apostel Paulus mit dem Werkzeug seines Martyriums, dem Schwert.

Der Altar

Altar | violettes Parament

Die masive Umgestaltung des Kircheninneren von 1939 sorgte dafür, dass der 1863 von C.W. Hase geschaffene Altar aus dem Altarraum entfernt wurde. Bildhauermeister Thelen aus Hannover wird mit der Erstellung eines massiven Holzaltars im klassizistischen Stiel beauftragt.

Prunkstück des Altars sind die beiden mit Blattgold belegten Holzschnitzbildern, die die Geburt und Auferstehung Jesu darstellen. Die Symbolik der Verbundenheit Gottes zu den Menschen, wird auch noch mal in den beiden Darstellungen von Weinreben und Gereideähren aufgenommen. Die Getreideähren sind wegen des aus dem Korn gebackenen Brotes, wie auch die Weinreben ein Symbol für das Abendmahl.  

Im Rahmen der Renovierung von 1964 wurde der Altar, weiß gestrichen sowie die Altarschranken entfernt. 

Bei der Innensanierung 1996 wurde der Altar von Wolfram Kummer, Restaurator (Pattensen) renoviert und die Schnitzarbeiten neu vergoldet. 

Der Altarschmuck

Kruzifix

Als Abschluss der Innenrenovierung wurde 2002 vom Kirchenvorstand ein neuer Atarschmuck bei Norbert Labenz aus Hemmingen in Auftrag gegeben.

Das Altarkreuz und die Leuchter sind aus vergoldeten dreieckigen Messingelementen hergestellt.

Die Zacken des Kreuzes weisen auf all die zerbrochenen Hoffnungen, auf die Fragmente unseres Lebens hin. Aber - sie formen sich zum Kreuz. Und dieses Kreuz ist nicht leer: Jesus hängt an ihm, ein leidender Mensch, der leidende Gott. Er hält die Splitter zusammen.

Jesus, der Gekreuzigte, hat mit seinem Tod alle lebensfeindlichen Mächte überwunden. Die Schuld wird vergeben, der Tod verliert seine Kraft, weil Jesus es ist, der von Gott kommende Mensch, der diesen Tod durchleidet. In diesem Tod Christi am Kreuz wirkt Gott.

Die Paramente

Violet - Bußzeit

Die lutherischen Kirchen kennt die  liturgische Farben violett, rot, weiß & grün. Den verschiedenen Zeiten und Festtagen des Kirchenjahres sind unterschiedliche Farben zugeordnet. Im Gottesdienst wechseln deshalb mit dem Verlauf des Kirchenjahres die Farben der Vorhänge an Altar, Kanzel und Lesepult.

  • Antependien (lat. ante = vor & pendere = hängen)
  • Paramente (lat. parare mensam = den Tisch bereiten)

Die Paramente der Petri-Pauli-Kirche, wurden von 2003 - 2010 in der Ratzeburger Paramentenwerkstatt von Dorothee Fiedler und Kathrin Niemeyer für die Kirche entworfen und gewebt.