Eine alle befriedigende Lösung wird aber wohl in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht gefunden, denn 1834 weist eine Kirchenkommission Münders das Konsistorium erneut auf die Notwendigkeit einer besseren Bestuhlung hin. Allerdings war man zwischenzeitlich gezwungen, den Kirchturm gründlich zu reparieren und auch eine neue Orgel zu installieren, was erhebliche Geldmittel der Stadt und der Kirchengemeinde verschlang.
Nun aber ist die Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Kirchgebäude und seinen Möglichkeiten so groß geworden, dass man zur Tat schreitet: der Landbau-Conducteur Conrad Friedrich Wedekindaus Springe wird beauftragt, einen Plan für einen großen Umbau und eine Reparatur wesentlicher Schäden zu erstellen. Auf seiten der Kirchenkommission wird kritisiert, die Kirche sei viel zu klein, erhalte zu wenig Licht und besitze ein zu niedriges Gewölbe. Die Pläne Wedekinds für einen Umbau stoßen allerdings auf wenig Gegenliebe bei der Kommission, weil eine Vergrößerung des Platzangebotes auf den Emporen (Priechen) dazu fuhren würde, dass diese den einzelnen Familien nicht mehr gehören und auch von anderen begangen werden müssten. Stadtsyndikus und später Bürgermeister Friedrich Ludwig Wilhelm Wermuth, der von jetzt an die Verhandlungen mit dem Konsistorium in Hannover fuhrt, schlägt weit reichende Reparaturen und Änderungen des Gesamtbaus vor. Auch nennt er den Baumeister Hellner aus Hannover als zusätzlich hinzuzuziehenden Fachmann.
Von diesem Zeitpunkt an entspinnt sich zwischen den beiden Baumeistern Wedekind und Hellner eine längere Auseinandersetzung um den Bauauftrag. Je nach Stimmungslage der Münderaner bestätigt man die gute, erhaltenswerte Bausubstanz oder die Notwendigkeit eines Neubaus. Äußere Bedingungen erzwingen eine baldige Entscheidung: es regnet sowohl durch das Dach der Sakristei als auch durch das Dach des Mittelschiffs, die Orgel ist bereits in Mitleidenschaft gezogen. Von 1836 an - die Diskussion um die einzuleitenden Maßnahmen wird munter fortgeführt -drängt nun eine Mehrheit des Magistrats auf einen Neubau. Da die Kirchenkasse nur unbedeutende 200 Taler zu einer Reparatur oder einem Neubau zusteuern kann, müssen die Einwohner der Stadt und die adligen Gutsbesitzer einen Großteil der veranschlagten 10.000 Taler aufbringen. Dafür verlangt die Stadt nun auch weitgehende Entscheidungsfreiheit. Man ärgert sich von städtischer Seite darüber, dass die Kirche bei einem Neubau die Pachtzahlungen für die Plätze (!) im Gotteshaus beansprucht und lehnt dies kategorisch ab. Stattdessen verweist man darauf, dass schon seit Jahren die Kirchturmuhr repariert werden müsse, weil die Verhältnisse im Ort unter dieser Situation erheblich litten, dies sei alleinige Angelegenheit der Kirche und schnellstens zu erledigen. Um in der Entscheidung voranzukommen, werden die Bürger nach ihrer Meinung befragt, und 2/3 aller Münderaner stimmen für einen Neubau.
Dieses eindeutige Votum ist sicherlich nur aus der Zeit heraus verständlich. Das wirtschaftliche, aber auch politische Leben befindet sich in einer Aufbruchsstimmung, man hängt nicht etwa an den guten, alten Zeiten, sondern orientiert sich an neuen Werten und Ideen. Die Franzosenherrschaft ist abgeschüttelt, große Pläne von einer technischen und politischen Umwälzung kursieren, wirtschaftlich geht es der Region dank des Steinkohlebergbaus relativ gut. Mag auch die eine oder andere kritische Stimme zu hören gewesen sein, einhellig begrüßt wurde die geplante erhebliche Erweiterung der Sitzplatzkapazität. Wie gering in diesen Tagen die Tradition, wie hoch das Zweckdenken geschätzt wurde, zeigt die Tatsache, dass man ohne große Bedenken die alten christlichen Gewohnheiten entsprechende Ost-West-Ausrichtung des Kirchbaus aufzuheben beabsichtigt, um die gewünschte Größenordnung bei einem Neubau erreichen zu können.